EME-QSO bei Sonnenfinsternis

(leicht gekürzt in FUNKAMATEUR 10/1999 S. 1185)

Am 11. August 1999 lagen Heinrich, DJ9YW und sein Sohn Lars, wie wohl viele andere auf der Lauer, um im Garten Fotoaufnahmen zu machen. Dabei sollte möglichst der 23-cm-EME-Spiegel mit erfaßt werden. Da keine Erfahrungswerte für Belichtung und Brennweite vorlagen, wurde erst einmal alles ausprobiert. Das Wetter hatte sich nach Sturm und Regen am Vortag erfreulich gewandelt. Nach Murphy mußte also der Haken irgendwo anders stecken. Wie sich später herausstellte, hatte ein Diafilm nicht richtig eingefädelt. Nach Heinrichs Erfahrungen aus sonstigen Studien, hatte er aber alles mit zwei Fotoapparaten aufgenommen und somit Herrn Murphys Gesetze vorerst ausgetrickst.

Das Maximum der Sonnenabdeckung lag in JO42 um 10h35 UTC bei 91%. Die Temperatur fiel um knapp 3°C. Offenbar wurde aber die Dynamik des Diafilmes überschätzt. Die Sichel brannte sich als Punkt ein, oder das Bild war zu dunkel, um die Antenne noch zu erkennen, obwohl das Auge bei einer kleinen Wolkenschicht alles gut erkennen konnte. Möglicherweise sind solche Aufnahmen nur mit spezieller Technik und Filtern machbar. Eigentlich war auch geplant, gleichzeitig das Sonnenrauschen zu messen. Dafür fehlte aber ein weiterer Operateur und der Spiegel hätte in eine ungünstigere Fotoposition gefahren werden müssen. Nach den durchgeführten visuellen Aktionen wurde dann gegen 11h00 UTC doch noch die HF-Maschinerie in Gang gesetzt. Das Auto-Tracking-System sorgte dabei selbsttätig für das Nachführen des 4,5-m-Spiegels auf die Bahn des Mondes bzw. der Sonne mit 0,1° Genauigkeit. Neben dem EME Sende-/Empfangssystem läuft parallel eine Breitband-Empfangseinrichtung, die eine ruhige Zeigerstellung gewährleistet und somit eine Ablesepräzision bei der sun-noise-Messung von 0,1 dB erreicht.

Zufällig wurde auf die 23-cm-Anruffrequenz gedreht. Kaum zu glauben, da rief doch jemand "CQ EME". Es war Erich, OE9ERC, aus JN47, der konstant und sauber mit "O" zu hören war, obwohl das Sonnenrauschen bereits stark anstieg. Erich arbeitet mit einem 8-m-Spiegel, so daß Heinrich es erst nicht glauben konnte, bei Ihm mit "O" gehört zu werden. Ein erfolgreiches “eclipse-QSO” als Supererlebnis, an das Heinrich zwar schon mehrfach gedacht hatte, aber von ihm wegen seinen 400 km nördlichen Lage zum Kernschatten als Aktion wieder verworfen wurde. Am CW-QSO-Anfang um 11h05 UT lag DJ9YWs Sonnenrauschen immerhin schon bei 13,9 dB und am QSO Ende um 11h11 UT bei 14,1 dB. In der QSO-Mitte (11h08 UTC) hatte der Mond eine Entfernung von 373.382 km bei AZ=172° und EL=52°, und die Sonnenabdeckung erreichte nur noch 43%. Erich lag südlich des Kernschattens und hatte um ca. 10h40 UTC seine maximale Abdeckung mit 97%.

Wie er später mitteilte, war zu diesem Zeitpunkt ein Sked mit Südafrika vereinbart. Auch dieses QSO verlief einwandfrei und zwar mit ZS6AXT, obwohl bei Ivo die Sonne voll im Blickfeld stand. Dabei lag bei Erich das Sonnenrauschen unter 10 dB. Im verspäteten QSO mit Heinrich hatte er bereits wieder ca. 17,5 dB sun noise bei einer Abschattung von 56%. Im Maximum waren es bei ihm 21 dB, was auch etwa der Differenz der beiden Spiegel entspricht. Erich hatte 1000 W am Feed. Bei DJ9YW waren es 360 W. Um 12h00 UTC war die Sonne in der Nähe von Hannover wieder voll da und erbrachte bei einem Solar-Flux (Sfi) von 127 ein maximales Rauschen von 16,3 dB über cold sky. Da auf 23 cm zirkular rechtsdrehend gesendet und nach der Mondreflektion gespiegelt linksdrehend empfangen wird, ergeben sich kaum Fading-Probleme wie auf 2 m oder 70 cm. Wirklich toll, daß ein QSO zustande kam, obwohl der sonst kalte Himmel vom Teil-Sonnenrauschen überdeckt war, der beste Zeitraum für die größte Abdeckung um ca. 30 min verstrichen war, und immerhin eine Streckendämpfung von ca. 271 dB überwunden werden mußte. Zufrieden konnte nun die Antenne auf Park- bzw. Sturmposition heruntergefahren werden.

vy 73 de Heinrich, DJ9YW