Dieser Bericht wurde am 11.Oktober 2004 in der Volksstimme veröffentlicht, der Tageszeitung in Sachsen-Anhalt. Bei Unklarheiten bitte nachfragen. Der Bericht sollte lediglich dazu dienen, etwas Öffentlichkeitsarbeit zu leisten und den Menschen im Lande den Amateurfunk etwas näher zu bringen. Ich denke das ist uns gelungen.
Dem Bericht ist im Hauptteil der Zeitung ein Porträt über mich voraus gegangen. Hier also zunächst das Porträt:
Mit der Gorch Fock und der Funkantenne um die Welt | |
Bodo Fritsche ist Amateurfunker im Amateurfunkverein Zerbst-Anhalt. Das
alleine ist nicht ungewöhnlich, wenn es auch nur wenige Funker gibt. Zur
Zerbster Ortsgruppe gehören 15 Mitglieder. Bodo Fritsche funkt mit Hilfe des
Mondes. In der Funkersprache nennt sich diese Technik EME: Erde-Mond-Erde.
Ein Signal wird also 350.000 Kilometer zum Mond geschickt und kommt dieselbe
Strecke wieder zurück. Dabei werden Daten übertragen. Damit angefangen hat
Bodo Fritsche vor zwei Jahren, zu den Amateurfunkern gehört er aber schon
länger. Alles hatte in der Station Junger Naturforscher und Technik in der
Zerbster Ziegelstraße begonnen. Aus dem anfänglichen Hobby sollte später ein Beruf werden. Bodo Fritsche hat aus vielen Teilen der Welt gefunkt. Der heute 29-jährige verdankt es seiner Stationierung auf der Gorch Fock, dem Segelschulschiff der Marine, dass er in viele Länder der Welt kam. Auf der Gorch Fock gehörte er zu Stammbesatzung und war mit dem Schiff vier Jahre lang unterwegs. Immer dabei war seine Ausrüstung: eine transportable EME-Antenne. Sein persönliches Senderufzeichen ist DL3OCH. DL steht für Deutschland. Als die Gorch Fock 1998/99 ihren 40. Geburtstag feierte, durfte Bodo Fritsche ein Sonderrufzeichen tragen: DA0GF. An Bord des Schiffes arbeitete er aber nicht als Funker, sondern als Elektroniker und war für die Wartung aller technischer Geräte zuständig. Nach der Marine wurde aus dem Hobby Beruf. Bodo Fritsche begann Nachrichtentechnik zu studieren und machte vor kurzem seinen Abschluss als Diplomingenieur. Hin und wieder zieht es ihn aber nach Zerbst zurück, um sich mit alten Amateurfunkkollegen zu treffen. |
|
Dem Porträt folgte dann schließlich folgender Artikel: |
|
Amateurfunker schickt Funksignale über den Mond |
|
Zerbst - Normalerweise übertragen Amateurfunker Signale über Satelliten. Es gibt aber auch einige wenige hundert Funker, die nutzen den Mond, um Signale zu übertragen. Bodo Fritsche ist einer davon. | |
Sonnabendmorgen
in der Nähe der Zerbster Kiesgrube. Bodo Fritsche, frischgebackener
Diplomingenieur für Nachrichtentechnik, kniet auf der Erde und schraubt an
einer Antenne. Günter Kleinschmidt hilft ihm dabei. Immerhin ist er der
älteste Amateurfunker der Zerbster Ortsgruppe. Er kann die Finger nicht von
der Funkerei lassen. Bodo Fritsche natürlich auch nicht. Noch läßt er den
älteren Kollegen mit Hand anlegen. Noch kann der auch helfen. Dann aber
steht Günter Kleinschmidt daneben und schaut zu. Bodo Fritsche hat an diesem
Tage vor, mit Hilfe des Mondes zu funken. Schon allein das ist ungewöhnlich.
Es gibt viele Amateurfunker, die nutzen für ihr Hobby jedoch Satelliten. Er
macht das nicht, sondern den Mond, das einzige nicht technische Objekt,
welches die Erde umkreist und diese Leistung erbringen kann. EME heißt es in
Funkfachsprache: Erde-Mond-Erde. Nach einer kleinen Weile ist die Antenne zusammen gebaut und wird mit Hilfe des Fahrzeuges aufgestellt. Verbunden ist sie mit einem handelsüblichen Amateurfunkgerät. Das jedoch wird an einen Transverter angeschlossen. Wer mit Hilfe des Mondes funkt, der funkt in einem hohen Frequenzbereich, um die 1,3 Gigahertz. Der Transverter wandelt das Signal des handelsüblichen Funkgerätes um: aus 50 Megahertz werden so 1296 Megahertz. Das Funkgerät wiederum wird an ein Laptop angeschlossen, darauf ist ein Programm. welches die ausgehenden und einkommenden Daten codieren kann. Die Technik ist aufs feinste miteinander abgestimmt. Gibt es auch nur kleinste Abweichungen, ist ein Senden beziehungsweise Empfangen nicht möglich. Betrieben wird die Anlage über den Stromkreis des Fahrzeugs. Doch wenn er sendet, muss Bodo Fritsche den Motor laufen lassen, damit genug Energie vorhanden ist.
Aber eine Antwort kommt nicht, irgendwas scheint beim Schweizer nicht zu
funktionieren. "Ich weiß aber, das er da ist, ich habe ein Signal von ihm",
ist sich Bodo Fritsche sicher. Scheint auch zu stimmen, denn auf dem Laptop
ist das einkommende Signal zu erkennen, nur kodiert werden kann es eben
nicht. Enttäuscht ist Bodo Fritsche deshalb nicht. "Das kann einfach
vorkommen. Der Schweizer ist noch ein Anfänger auf dem Gebiet. "Das ging mir
am Anfang auch so. Und wie gesagt, die Technik muss genauestens abgestimmt
sein." Schon wenn die Uhr des Schweizers um eine Sekunde abweichen würde,
wäre kein Nachricht mehr zu empfangen. |
Die EME-Antenne wird mit Hilfe des Fahrzeuges aufgestellt und nach dem Mond ausgerichtet. Bodo Fritsche ist weltweit der einzige, der mit einer transportablen EME-Antenne unterwegs ist.
|