23cm - EME - Erstaktivierung
von Korsika und Sardinien
Dieser Bericht wurde im Funkamateur 01-2004 (Seiten 88 bis 89) veröffentlicht.
Bodo Fritsche, DL3OCH | |
Man muss sich schon etwas einfallen lassen um neue Großfelder auf 23cm arbeiten zu können. Da ist es gut das es immer noch Funkamateure gibt die umherreisen und schwierig zu erreichende Gebiete aktivieren. Ich bin mittlerweile aus 11 Großfeldern in 9 DXCC Ländern QRV gewesen. Aus 3A, TK und IS0 fanden somit die ersten Aktivierungen auf 23cm via EME überhaupt statt. Sicherlich ist der Kreis der Stationen die mich arbeiten konnten klein. Das Interesse ist allerdings größer als viele denken. Mehr und mehr Stationen versuchen nun den JT44 Mode zu ergänzen, um in der Lage zu sein solche schwer erreichbaren Länder arbeiten zu können. Da die Signale der Portabel-Stationen sehr schwach sind, ist WSJT/JT44 die bisher einzige Möglichkeit. Hinzu kommt das dies eine sehr interessante Betriebsart ist bei der man die Technik bis zum Letzten fordert. Dabei ist der Aufwand nicht größer als auf 2m. |
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Warum gerade EME auf 23cm? | |
Diese
Frage ist mit einigen Fakten schnell zu beantworten. Zunächst ist das
galaktische Rauschen im Bereich von 0,5 bis 10 GHz am geringsten. Auf
allen anderen Bändern müssen die Signale um genau diesen Pegel höher
sein. Wie
jeder weiß, kann es bei der Reflektion des Signals am Mond, zu
Polarisationsdrehungen kommen. Dies kann unter Umständen bis zu 90°
betragen. Wer nun nicht in der Lage ist seine Antennenanlage um genau
diesen Winkel schwenken zu können, muss mit etwa 20dB Verlust rechnen.
Warum also nicht gleich zirkular arbeiten?
Auf 23cm ist dies wesentlich einfacher zu realisieren als auf 2m.
Viele mögen nun sagen das auf 23cm sowieso alles viel einfacher ist, weil
ja die Antennen einen größeren Gewinn haben als z.B. auf 2m. Das ist
zwar richtig, aber auch nur die halbe Wahrheit. Zwar sind Antennen mit großen
Gewinn leichter zu realisieren, die Wirkfläche der Antenne ist aber
aufgrund der hohen Frequenz auch wesentlich kleiner, weil sich der Gewinn
auf den Dipol bezieht. Für die gleiche Signalspannung müsste die Antenne
dann trotzdem so vergrößert werden, dass eine entsprechend vergleichbare
Wirkfläche erreicht wird. |
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Vorbereitung: | |
Da ich bereits viele andere Aktivitäten für den Sommer geplant hatte, war die Auswahl an Terminen nicht mehr allzu groß. Ich entschied mich für die Woche vom 6. bis 13. September. Zu dieser Zeit war zwar die Entfernungs-Dämpfung 1,7dB höher als im Perigäum, doch es hätte schlimmer kommen können. Allgemein gesehen gibt es 2003 und 2004 nur wenige Termine an denen die Bedingungen wirklich optimal sind. Entweder ist der Mond zu tief (südlich vom Äquator), die Dämpfung zu hoch oder Sonne zu dicht. Wenn man die Antenne wie ich manuell nachführt, muss man außerdem beachten das es bei Elevationen unter 15° optische Brechungen an der Atmosphäre gibt. Das heißt dass man den Mond noch sieht, obwohl er bereits untergegangen ist. Dadurch bedingt das ich mit nur einer Yagi arbeite, bei welcher der 3dB AZ/EL Öffnungswinkel 14° beträgt, muss der Abstand zur Sonne schon beachtet werden. Ist die Sonne zu dicht am Mond, würde das einfallende Sonnenrauschen anders als bei einem spitzen Spiegel(<4°)ein QSO unmöglich machen. Um
alle QSO's störungsfrei führen zu können, legte ich auf meiner Webseite
[1] eine Skedliste an, auf der ich alle geplanten Verbindungen eingetragen
hatte. Zunächst plante ich pro QSO eine Stunde ein. Das sollte mir genügend
Zeit geben auch bei schwächsten Signalen die vollständige Auswertung der
Daten abwarten zu können. Außerdem wollte ich noch etwas Zeit zwischen
den einzelnen QSO's haben, um dem Transverter mit seiner 95 Watt LD-MOSFET
Endstufe Gelegenheit zur Abkühlung zu geben.
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Ein Platz an der Sonne - die Antenne auf den Mond gerichtet. Mittels eines an der 12V - Autobatterie betriebenen DJ9YW-Transverters (Typ BJ250A, Input 50MHz/4Watt, Output auf 1296MHz bis zu 95Watt) sowie einer 5m langen 59-Ele.-Yagi für 23cm (19,7 dBd Gewinn) wurden von Korsika und Sardinien 13 JT44-EME-QSOs gefahren. |
Behebung technischer Probleme: | |
Wie
wir schon bei den letzten Versuchen feststellten, gab es noch immer einige
Probleme die unbedingt vor der Abreise behoben werden sollten. Eines davon
war, dass die Uhr im Laptop während des Sendens schwankte. Die Folge
daraus war, das selbst relativ starke Peaks bis zu -23dB von den
Gegenstationen nur mühsam decodiert werden konnten. Nur wenn sich die
Schwankungen im zulässigen Bereich befanden, konnte WSJT dies verwerten.
Anderenfalls blieben die Zeilen leer. Leider war dies aber ein sehr schwer
zu lokalisierender Fehler, weil ich selbst davon nichts gemerkt hatte. Nur
durch telefonischen Kontakt während der Tests zu Heinrich, DJ9YW, war
diese Störung überhaupt auszumachen. Weiterhin trat dabei sporadisch der Effekt auf, dass der Transverter nicht auf Sendung ging. Doch wie sollte man einen solchen Fehler finden? Die Erste und letztendlich auch richtige Vermutung war es, das HF-Einstrahlung im Laptop diese Probleme erzeugte. Die portablen Gegebenheiten ließen es allerdings nicht zu, den Abstand zwischen Technik und Antenne zu vergrößern. So musste also eine andere Lösung her. Ich begann zunächst, alle Kabel mit zusätzlichen Ferrithülsen zu versehen um die HF abzublocken. Da diese Maßnahmen nicht halfen, mussten wir eben härter durchgreifen. Heinrich baute das Interface so um, dass die PTT nun über Lichtleiterkabel geschaltet wurde weil zu vermuteten war, dass die serielle Schnittstelle mit dem metallischen Kabel die Quelle des Übels als Empfangs-Antenne darstellte. Leider hatte ich bis zur
Abfahrt keine Möglichkeit mehr die Wirkungsweise zu testen. So entschloss
ich mich das neue und das alte Interface mitzunehmen, um auf der sicheren
Seite zu sein. Um den Vorgang auf dem
Messplatz nachsimulieren zu können, wäre es erfreulich, wenn K1JT das
Programm mit einem Service Mode versehen könnte, wobei die
Empfindlichkeit des Systems im Nahbereich reduzierbar wäre. Eine
Eigenschaft von JT44 ist es nämlich, das es eben bei sehr schwachen
Signalen funktioniert. Dies ist zwar beim Funkbetrieb erwünscht, auf dem
Messplatz findet dann aber eine Übersteuerung statt.
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Auf TK und IS0: | |
Das erste QSO führte ich dann am 08. September aus JN42KN aus der Nähe von Calvi mit Erich OE9ERC. Sein Signal war viel stärker als ich erwartet hatte. Nach wenigen Minuten waren alle Daten ausgetauscht und ich dachte, noch viel Zeit bis zum QSO mit Heinrich zu haben. Doch es rief noch OE9XXI. Dieses Random QSO war nicht geplant und überraschte mich umso mehr. Das Wetter war ausgezeichnet. Sternenklarer Himmel und gute Sicht zum Mond. Die warme Luft machte das ganze sehr angenehm. In den Pausen machte ich etwas KW, was die QSO Zahlen dann doch schnell steigen lies. Etwa vier Stunden nach dem ersten EME QSO, war der Sked mit K2UYH. Nur wenige Minuten vor Skedbeginn zogen teilweise dicke Wolken auf. Diese äußerten sich während der Verbindung durch starke Signaleinbrüche (-1 bis -3dB). Zum Glück hielt sich der Regen zurück und ich konnte weiterhin auf Sendung bleiben. Bei Regen hätte ich sofort abbauen müssen um die Technik zu schützen. Außerdem ist es nicht besonders angenehm im Regen die Antenne auf dem Autodach nachzuführen. Doch auch unter diesen recht schwierigen Bedingungen gelang es uns das QSO erfolgreich zu beenden, obwohl Al bei tiefster Elevation nur etwa 1 Stunde Zeit hatte, und seine Antenne bereits teilweise von Büschen verdeckt wurde. In den nächsten Tagen konnte es eigentlich nur besser werden. Nachdem ich mich noch etwas an den Stränden von Korsika erholt habe, ging es zwei Tage später weiter nach Sardinien. Hier wollte ich die Großfelder JN40 und JN41 aktivieren. Das Wetter hätte hier nicht besser sein können. Optimale Bedingungen machten es zur Freude, bis spät in die Nacht aufzubleiben und EME zu machen. Die Signalpegel waren noch stärker als auf Korsika, obwohl die Dämpfung von Tag zu Tag um 0,1dB anstieg. Sicherlich trugen die Windstille und sehr gute Sicht dazu bei. Alle Skeds liefen zügig ab und ich bekam sogar den Vorschlag, es am nächsten Tag in CW zu versuchen weil ich bereits im Lautsprecher der Gegenstation zu hören war. Dazu fehlten dann letztendlich auch nur wenige dB, aber wohl leider die Entscheidenden. Dennoch machte es sehr viel Spaß und wir beschränkten uns nicht nur auf die Standardtexte der WSJT Software. Fast jede Zeile war auf Anhieb zu lesen und mir kam es ein bisschen vor wie PSK oder andere Fernschreibbetriebsarten. |
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EME- QSO IS0/DL3OCH mit K2UYH mittels JT44 |
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Weiteres: | |
Ich bin froh das hierbei die gesamte Technik vorher noch einmal so richtig getestet wurde, zumal einfach zu viele Faktoren in das Ergebnis eingehen können. Ich kann jedem Nachahmer nur dazu raten bei solchen Aktivitäten die gesamte Anlage genau unter die Lupe zu nehmen und jeden noch so unbedeutenden Fehler zu beheben. Bezüglich meines Problems der HF-Einstrahlung hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Die Rapporte der Gegenstationen waren sehr gut und niemand hatte Probleme mit der Decodierung. Einmal mehr hat sich der Aufwand gelohnt und mir erneut gezeigt, dass man mit Wenig manchmal Viel erreichen kann. Nach den acht Tagen fuhr ich gut erholt und gebräunt, sowie knapp 1500 QSO's im Log nach Hause. Immerhin wurden 13 Verbindungen via EME getätigt. Eine kleine Gruppe konnte somit zwei erstmals aktivierte DXCCs und drei neue Großfelder in ihre Wertung aufnehmen. Zu jedem QSO sind die zugehörigen Screenshots auf meiner Homepage [1] veröffentlicht und können gerne betrachtet werden. Dies könnte durchaus hilfreich sein, um eigene Versuche mit meinen Ergebnissen zu vergleichen. An dieser Stelle sei besonders Heinrich, DJ9YW gedankt, der mit viel Unterstützung das treibende Glied der Aktion war. Nur durch sein Engagement an solchen Aktivitäten war es möglich, die UKW-Europa-Trophy mit 30 WAE Ländern auf 23cm zu erreichen. |
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Bodo Fritsche, DL3OCH |
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Literatur und Bezugsquellen: |
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[1] | diese Webseite |