DL4FO in south africa / meine Aufenthalte in Südafrika
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"Als
Lehrer in einer schwarzen Siedlung in Süd-Afrika"
(aus cq-DL 10/86 S.635)
Nur ein 2-m-Gerät hatte ich mitgenommen in das Land der
Gegensätze, das in letzterZeit immer mehr ins internationale
Kreuzfeuer gerät. Trotz aller Unruhen bekam ich die Gastlizenz
postwendend und lange vor der Abreise im Herbst 1985 kostenlos
zugeschickt: DL4FO/ZS6. Selbst in der heißen Steppe von
Transvaal war eine FM-Relaisstation zu erreichen, und schon 2
Stunden später saß ich an der komfortablen Station von Edgar,
ZS6AFF, (TS430 + FL2000) und hatte den ersten Kontakt mit DL:
Harald, DL2ZBV, wartete an unserer Clubstation DF0GO. Meine
Gastgeber, die OMs des Distriktes West-Transvaal des
südafrikanischen Ver- bandes SARL, der insgesamt 2500 Mitglieder
zählt, verwöhnten mich: Ich konnte jederzeit die Stationen von
ZS6AFF und ZS6AAP benutzen, wurde dabei stets mit Erfrischungen
versorgt und zu vielen Aktivitäten eingeladen. Trotz oder gerade
wegen der großen Entfernungen (zum "nächsten" OM sind
es oft 200 km) ist die Hilfsbereitschaft untereinander
beeindruckend. Edgar, ZS6AFF, ist für Öffentlichkeitsarbeit
zuständig und schreibt jede Woche einen allgemeinen Artikel für
die Kreis-Zeitung, um für HAM-Radio zu werben - Schlagzeile damals:
"Visiting HAM from Germany". So war ich noch zu Gast
bei einem Distriktstreffen, beim "Jamboree-on-the-air"
und bei einem Fieldday mit Grillfest und konnte viele
verschiedene Clubstationen aktivieren. OM James,
ZR6AET(ZR=UKW-Lizenz), ließ es sich nicht nehmen, mir einen Tag
lang die Hauptstadt Pretoria zu zeigen. Zum Funkbetrieb: Die
Bänder 80 und 40m sind in ZS sehr populär, das 50-MHz-Band
verliert immer mehr an Bedeutung und 2m ist wegen der großen
Entfernungen auf dem Land nur "via Relais" interessant
(Zitat: "Macht man bei euch etwa auch SSB im
2-m-Band?"). Anschließend führte mich mein Aufenthalt in
das "unabhängige" Homeland Bophuthatswana, eine
selbstverwaltete, schwarze Republik. In der Hauptstadt Mmabatho
pilgerte ich von einem Fernsehhändler zum anderen, bis ich
Erfolg hatte: Der dritte TV-Shop gehörte einem Funkamateur:
H5AS, Lou Schutte. Der Urenkel deutscher Auswanderer zeigte mir
seine Station (Antennen homemade, wie so oft in ZS) und klagte
mir sein Leid: Seit er mit der "Unabhängigkeit"
Bophuthatswanas dieses neue Rufzeichen bekommen habe, sei das
DXen eine Qual: "Zu wenig Disziplin bei den Europäern! Wir
sind zwar kein DXCC-Land, aber alle Welt ist scharf auf unsere
Karten." So habe ich neben Trommeln und Pfeilen noch ein
seltenes Souvenir aus Afrika mitgebracht: Eine QSL-Karte aus H5,
von wo aus derzeit nur 3 Stationen QRV sind.
"H5?
What ist your country?"
(Artikel aus cq-DL 3/90 S.190)
Im Frühjahr 1989 erhielt ich zum zweiten Mal den Auftrag, als
Lehrer für einige Wochen in den Süden des Schwarzen Kontinents
zu fliegen, genauer: in die "unabhängige" Republik
Bophuthatswana. Die Beantragung einer Gastlizenz wurde von der
südafrikanischen Fernmeldebehörde nach Mmabatho, der Hauptstadt
des ehemaligen "Homelands", weitergeleitet. Zwar wird
die Republik Bophuthatswana nur von Südafrika diplomatisch
anerkannt (somit auch kein DXCC-Land), die Gastlizenzbestimmungen
sind jedoch in den meisten Ländern des südlichen Afrika recht
einheitlich und vergleichsweise liberal, dank der Bemühungen des
südafrikanischen Amateurfunkverbandes SARL. So erwartete mich an
meinem Aufenthaltsort Dinokana (etwa 80 km südlich von Gaborone)
dann auch schon die kostenlose Lizenzurkunde, zu meiner
Begeisterung war sie mit dem Rufzeichen H5AFU versehen. Ein
mitgebrachtes 2-m-Portabelgerät ließ allerdings außer Rauschen
nichts hören. Vom DX-Fieber gepackt, fuhr ich bei der nächsten
Gelegenheit nach Johannesburg, um dort auf den unzähligen
Relaisstationen nach einem Amateurfunkgeschäft zu fragen, wo man
mir eine gebrauchte KW-Station verkaufen würde. Nach dem zweiten
cq-Ruf in englischer Sprache meldete sich eine Stimme mit
Berliner Akzent und sagte: "Wo bist Du denn gerade? Hier ist
ZS6ET, ich hole Dich gleich ab." Alles weitere läßt sich
kurz zusammenfassen: ZS6ET entpuppte sich als Peter Strauss aus
Johannesburg. Er ließ seine Arbeit liegen, um mit mir durch die
Stadt zu fahren und Material für eine Dipolantenne zu besorgen.
Dann lud er mich zu sich nach Hause ein, bewirtete mich und
übergab mir am nachsten Morgen seine komplette (!) KW-Station
mitsamt großer PA und den Worten: "Wenn Du wieder
zurückfliegst, bringst Du einfach alles wieder vorbei..."
Noch ganz überwältigt von so viel Hilfsbereitschaft fuhr ich
zurück "in den Busch" und begann mit dem Aufbau eines
Multiband-Dipols für 10,15 und 20 m. Ein trockener Baum diente
als Aufhängemast. Trotz knapper Zeit wegen des Unterrichts
konnte ich in knapp drei Monaten über 1000 QSOs fahren und wurde
dabei nicht selten mit der Frage konfrontiert: "H5? Welches
Land ist das?" Hier ist die Antwort: Bophuthatswana ist eine
selbstverwaltete schwarze Republik im Norden Südafrikas, die aus
sechs voneinander getrennten Gebieten besteht. Die Bevölkerung
von 3,4 Mio. Einwohnern setzt sich zum größten Teil aus
Angehörigen des Tswana-Stammes zusammen, von denen allerdings
ein Drittel in der Republik Südafrika lebt und arbeitet. Das
Land ist reich an Bodenschätzen und gehört einer Zoll- und
Währungsunion mit Südafrika an. Neben den unzähligen QSOs,
besonders mit mit Stationen der
"Medical-Assistance"-Runde und anlässlich des
3.-Welt-Tages in Bonn, konnte ich während meines Aufenthalts
auch noch einen anderen "Deutsch-Afrikaner" besuchen,
der hierzulande recht bekannt ist: A22MH, Hans in
Gaborone/Botswana. Er zeigte mir voller Stolz die selbstgebauten
Empfänger, die er aus gebrauchten Autoradios bastelt und an die
Ärmsten der Arbeiter in seinem Entwicklungsprojekt verschenkt.
Seine Frau bewirtete mich mit deutschem Brot (!), ein lang
entbehrter Genuß. Daß die südafrikanischen Funkamateure sich
auch um die Ausbildung ihrer schwarzen Mitbürger kümmern,
konnte ich in Mmabatho erleben: Eine Delegation der SARL war
extra für eine Ausstellung der schwarzen Schulen angereist, und
ich konnte bei der Vorführung und Information an der Clubstation
ZS6AWT mithelfen. Auch von Lizenzkursen im schwarzen Soweto wurde
mir berichtet. Allerdings ist eine Heranführung an den
Amateurfunk nur bei ausreichender schulischer Vorbildung
sinnvoll, und gerade da scheitern noch oft die Bemühungen. Von
den Aktivitäten des Amateurfunkverbandes SARL, dessen
Amateurfunkzentrum in Johannesburg mir von Peter gezeigt wurde,
könnte jedoch so mancher hiesige OV etwas lernen. Neben
unzähligen Kursen und Informationsangeboten (man plant, einen
Lizenzkurs per ATV zu übertragen) gibt es eine große Anzahl von
sehr aktiven Interessengruppen (Packet, AMSAT usw.). Die
Gastfreundschaft der Funkamateure ist beeindruckend, und die
Beantragung einer Gastlizenz ist dank der Bemühungen der
SARL-Amateure kein Problem. Abschließend möchte ich mich bei
allen befreundeten OMs in ZS und "Umgebung" bedanken,
besonders aber bei Peter, ZS6ET, der meine Aktivitäten erst
möglich gemacht hat.